Eigentlich sollte an diesem Tag eine Wanderung an der Donauschleife bei Zell/Bechingen stattfinden. Bei der Vorwanderung eine Woche vorher war die Strecke wegen hohem Schnee und Eisbildung nicht begehbar und deshalb abgesagt worden. Allerdings änderte sich das Wetter innerhalb der Woche so sehr, dass vom Schnee nichts mehr übrig blieb und stattdessen große Nässe den Boden aufweichte. Stattdessen sind wir auf „Plan B“ ausgewichen und boten eine Stadtführung auf dem Mittelberg, Hühnerfeld, Galgenberg, Köhlesrain, Schlierenbach und Stadtfriedhof an.
Bei milden Temperaturen und bedecktem Himmel trafen sich 17 Erwachsene und 1 Kind, um eine Gegend zu erkunden die man nur von den Hauptstraßen her kannte. Wir starteten am Parkplatz beim Stadtfriedhof in Biberach und gingen Richtung Hühnerfeld. In diesem gesamten Gebiet befinden sich fast keine Gewerbeflächen. Es ist ein reines Wohngebiet. Gleich zu Beginn fiel auch auf, dass entlang der Hauptwege überall große Mehrfamilienhäuser gebaut sind und erst dahinter dann die Einfamilienhäuser zu finden waren. Das hat natürlich auch den Vorteil vom Verkehr verschont zu sein. Das erste auffällige Gebäude waren die Waldorfeinrichtungen. Hier sind eine Kindergrippe, Kindergarten und die Waldorfschule an der Rindenmooser Straße untergebracht. Seit ihrer Gründung im Jahr 2005 vergrößerte sich die Biberacher Waldorfschule jährlich um eine neue erste Klasse. Seit diesem Schuljahr ist die Schule voll aufgebaut. Insgesamt werden 206 Schüler in den Klassen 1 bis 13 unterrichtet.
Nicht weit davon entfernt hat der Kreisbauernverband Biberach-Sigmaringen e.V. seine Geschäftsstelle. Er vertritt die landwirtschaftlichen Interessen gegenüber Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und hält ein umfangreiches Dienstleistungsangebot für seine Mitglieder bereit. In der Hermann-Volz- Straße sind die einzigen Kleingewerbe und der Tennisclub TV Biberach-Hühnerfeld e.V. zu Hause. Der Tennisverein wurde 1980 mit 4 Plätzen gegründet und kann heute mit 21 Mannschaften auf 11 Plätzen spielen. Daneben befindet sich die Großtennishalle mit Plätzen, die dem Württembergischen Tennisbund gehört. Dort wurden in den letzten Jahren immer die Deutschen Hallentennismeisterschaften ausgetragen. Weiter ging es über die Wetterkreuzstraße, die Zubringer zur Saulgauer Straße ist. Dort befindet sich u.a. das Kreisforstamt, das rund 11500 Hektar Staatswald sowie 43 Kommunalwälder und 52 Kirchenwälder mit 4800 Hektar bewirtschaftet. Dazu werden noch zirka 5500 Kleinprivatwaldbesitzer mit 8500 Hektar Wald beraten und betreut. Die Gesamtleitung, hoheitliche und sonstige übergeordnete Aufgaben nimmt die Zentrale in Biberach war. Die Betreuung der Flächen und die Holzproduktion ist Aufgabe der Betriebsstellen in Riedlingen und Ochsenhausen mit jeweils neun Revierleitenden. Der Holzverkauf des Kreisforstamtes liegt bei jährlich zirka 230 000 Kubikmetern Holz. Dabei werden im öffentlichen Wald die Prinzipien der Nachhaltigkeit geachtet, sodass diese Menge jährlich geerntet werden kann, ohne dem Wald zu schaden. Wir wechselten auf die Mittelbergstraße mit ihren zur Straßenseite hin schauenden Reihenhäuser, lassen die Mittelberggrundschule rechts liegen und erreichen den großzügigen Vorplatz mit einer breiten Treppe des Gemeindezentrums ‚Zur Heiligsten Dreifaltigkeit‘. Am 10. Mai 1970 wurde das neue ohne Kirchturm komplett aus Sichtbeton erstelle Gotteshaus vom damaligen Bischof Dr. Karl Josef Leiprecht eingeweiht. Erst 1999 bekam die Gemeinde eine für dieses Haus abgestimmte Orgel. Das Gemeindehaus steht für Feste, Vorträge, Sitzungen und Versammlungen zur Verfügung. Daneben wurde ein Kloster für die Patres der „Oblaten der Jungfrau Maria“ gebaut. Fast 37 Jahre bot es den Patres Heimat, Wohn- und Arbeitsraum. Im Jahre 2005 wurde das Kloster aufgelöst und im Jahr darauf an einen privaten Investor verkauft. Heute beherbergt es eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbegehrende.
Wir wechselten die Straßenseite und kamen auf den Galgenberg. Diese Besiedlung ist auf die 50er Jahr zurückzuführen. Damals wurden die riesigen Mehrfamilienhäuser für deutsche Flüchtlinge aus dem Osten gebaut. Interessant waren die Häuser in der Uhland- und Scheffelstraße. Auf der Straßenseite ist nur eine Wand mit Hauseingängen und Eingangstoren zu sehen. Als wir aber hinter die Gebäude kamen, sahen wir wunderbare große Gärten, die früher zum Überleben bewirtschaftet wurden. Bei allen war der Tenor: ‚Hier waren wir noch nie!‘ Weiter ging es zum ‚Berliner Platz‘, auf dem ein Teilstück der „Berliner Mauer“ steht. Dieser Platz war in den letzten Jahren Thema für eine Bebauung, die von der Bevölkerung abgewendet werden konnte. Vorbei an einem Altenwohnheim erreichten wir das Gemeindezentrum der Bonhoefferkirchengemeinde. In diesem multifunktionalen Gebäude finden die Gottesdienste und Gemeindeveranstaltungen statt. Das Gebäude strahlt die Atmosphäre einer Hauskirche aus, darum spricht man auch gerne vom „Wohnzimmer Gottes“ in Biberach. Wir verließen den Köhlesrain mit Nikeleshalde und stiegen abwärts zur Schlierenbachstraße Richtung Stadtfriedhof. Vorbei ging es am Abenteuerspielpatz „Biberburg“, der für Jugendliche von 6 bis 14 Jahren zur Verfügung steht und vom Verein ‚Jugend aktiv‘ hauptamtlich betreut wird. Die Biberburg ist der erste pädagogisch betreute Spielplatz in Biberach. Es besteht ein offenes Angebot zu festgelegten Zeiten, das von allen Kindern unangemeldet und kostenlos genutzt werden kann.
Endlich erreichten wir den Stadtfriedhof, einen von drei Friedhöfen in der Kernstadt. Er wurde von Herrn Prof. Günther Grzimek, Landschaftsarchitekt, geplant und im Jahr 1962 eröffnet. Er steht als allgemeines Kulturdenkmal unter Denkmalschutz. Der Stadtfriedhof ist mit einer Fläche von ca. 18 Hektar der größte der städtischen Friedhöfe. Mit seinen großen Wiesenflächen und mehreren Seen hat er einen parkähnlichen Charakter und dient der Bevölkerung nicht nur als Ort der Trauer und Stille, sondern auch zur Erholung. Dr. Grzimek ist selbst auf dem Friedhof beigesetzt. Nach 2 Stunden und nicht ganz 6 km erreichten wir wieder unseren Ausgangspunkt. Während der gesamten Wanderung wurde die Gruppe über die einzelnen Sehenswürdigkeiten und Inhalte informiert. „So, jetzt haben wir auch dieses Gebiet näher kennen gelernt“ war das geflügelte Wort der Teilnehmer. Im Brauereigasthof in Ummendorf ließen wir die Wanderung ausklingen.