Wanderung zum Jordanbad am Sonntag, 20. November 2011

Am 20.11.2011 boten wir eine Wanderung ganz in unserer Nähe an. Das Wetter spielte auch mit, denn entgegen den Vortagen setzte sich die Sonne gegen den Nebel durch und so machten sich 30 Erwachsene und 3 Kinder auf den Weg zum Parkplatz beim Jordanbad. Wanderführer Bruno Albinger stellte vorab die Geschichte des Jordanbades wie folgt dar:

„Das Jordanbad war ursprünglich nur ein kleiner Bauernhof und hieß ‚Wasacher Hof‘. Er lag im Rißtal, am Hang des Wasacher Bergs. An diesem Berg entspringt eine Quelle, der schon früh heilsame Kräfte nachgesagt wurden. 1470 wird zum ersten Mal ein Bad erwähnt. Besonders die Krätze soll damit geheilt worden sein. Das Bad und der Hof gehörten dem Spital, und so nannte man es Spitalbad. 1510 tritt zum ersten Mal der Name Jordanbad auf. Er wird in Zusammenhang gebracht mit dem palästinischen Jordan, bei dem durch siebenmaliges Badwaschen der entsetzliche Aussatz geheilt werden konnte. Es soll eine ‚unzählige Zahl von Aussatz-verdächtiger Krätze‘ befreit worden sein. Das Bad muss einen guten Ruf und auch einen großen Zulauf gehabt haben. 1575 wird beim Bad eine Kapelle gebaut, die dann 1817 dem Heiligen Franziskus geweiht wird.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Bad weitgehend zerstört und geriet dann in Vergessenheit. Ein Jahr nach dem Ende des Krieges wurde der Wiederaufbau des Heilbades durch den schwedischen Oberst Jordan und seiner Gemahlin angeregt. Ein Pferd, durch einen Splitter verletzt, soll durch das Quellwasser rasche Heilung gefunden haben. Dadurch aufmerksam geworden, habe sein ebenfalls verwundeter Reiter sich veranlasst gesehen, die Heilkraft der Quelle an sich selbst zu erproben, was von gleich gutem Erfolg begleitet gewesen sei. Aus Dankbarkeit habe der schwedische Oberst dann zur Wiederherstellung des Bades wesentlich beigetragen. 1672 war dann der Wiederaufbau vollendet. Von einem Dr. Braun wurde dann eine Analyse der Heilquelle erstellt, die besonders den Gehalt an Eisenvitriol für die Heilwirkung verantwortlich machte. Man versah das Bad mit 200 hölzernen Zubern. Das Bad erreichte erneut eine Blüte. Grafen und Herren, Äbte und Äbtissinnen, Beamte des Kaisers und der Reichsstadt Biberach, Patrizier mit ihren Gemahlinnen aus Ravensburg, Ulm und Augsburg fanden sich als Kurgäste ein, um Linderung ihrer Leiden in dem heilsamen Jordanwasser zu suchen und zu finden.

1817 verkaufte der Spital dann das ganze Anwesen an Privat, da das Jordanbad zu einem Zuschussbetrieb geworden war. 1826 kaufte Karl Müller das Jordanbad. Er war ein tüchtiger Landwirt, aber keineswegs ein fortschrittlich eingestellter Mann. Wie wenig weitblickend dieser Mann war, geht aus seinem entschiedenen Widerstand gegen ursprünglich am Jordanbad vorbei geplanten Eisenbahnbau Ulm – Friedrichshafen hervor, wodurch das Jordanbad wohl eine Haltestelle bekommen hätte. 1888 erwirbt die Kongregation der Franziskanerinnen von Reute das Jordanbad, in deren Besitz es noch heute ist. Es wird zu einer Kneipp-Kuranstalt umgebaut und 1889 eröffnet. 1984 konnte ein Thermalbad eröffnet werden, nachdem zuvor Bohrungen fündig geworden waren.“

Nun machte sich die Gruppe auf Richtung Bachlangen. Ein kleines Stück des Weges marschierten wir auf der alten Memminger Straße, die eng am Jordanbad vorbeiführte und erst 1864 gebaut und in den 30er Jahre geteert wurde. Es ging unter der neuen B 30 hindurch und nun hieß es „Einordnen zum Gänsemarsch“ durch die mit viel buntem Laub belegte Hagenbucher Halde. Ein früherer Albvereinsweg wird heute nur noch als ‚Trampelpfad‘ genutzt. Diesen Weg kannten die wenigsten Wanderer. Er ging vorbei an einer hohen Kiesgrubenwand bis zum Talhang bei Bachlangen. Dort – oberhalb des Mohrenkellers – wurde eine Sandgrube ausgebeutet. Der feine Pfohsand wurde früher für die Herstellung von Scheuermitteln abgebaut und nach auswärts verkauft. Weiter ging es auf dem Fußweg nach Hagenbuch. Bei der Stephanus-Kapelle sammelten wir uns wieder, um etwas von der Geschichte von Hagenbuch zu hören:

„Hagenbuch, Jordanbad und Reichenbach gehörten früher zum Spital und später bis 1934 zur Gemeinde Bergerhausen. Kirchlich und schulisch gehörte es zusammen mit dem Jordanbad und Reichenbach zu Ummendorf. Es gab bei den Höfen 7 Brunnen, die von in der Tiefe liegenden wasserführenden Schichten gespeist wurden. Dazu waren auch noch zwei Weiher vorhanden. Das Wasser reichte nicht aus, deshalb wurde aus dem Dobel ‚Weiherhalde‘, der zwischen Hagenbuch und Bachlangen liegt, mit einem Widder das Wasser auf die Höhe gepumpt.“

Weiter ging es über die Höhe des ‚Felbenstocks‘ mit der Höhe 607 über N.N. und oberhalb der Weiherhalte weiter zur B 30. Diese unterquerten wir und auf gutem Wege gingen wir an den nach der Flurneuordnung angelegten Biotopen vorbei, die vom Jungholz und dem Kitzenweiher gespeist werden, zur Jordanberghütte. Es war zwar etwas düsig, aber wir konnten doch die Biberacher Stadtteile (Hagenbuch, Bergerhausen, Bachlangen, Sandberg, Galgenberg, Mittelberg, Fünf Linden, Lindele, Weingartenberg) ausmachen. Über den Jordanberg erreichten wir nur noch abwärts gehend wieder unseren Ausgangspunkt und im Restaurant ‚Feuerstein‘ ließen wir die Wanderung bei Kaffee und Kuchen ausklingen. Die Strecke war 7,2 km lang und wir haben sie in 2 Stunden bewältigt.

Wanderführer waren: Bruno Albinger und Fritz Natterer