Halbtagswanderung in Biberach am So. 16.06.2013

Bei herrlichem Sommerwetter trafen sich 17 Erwachsene und 1 Kind in Biberach auf dem Parkplatz am „Alten Evangelischen Friedhof“ zu einer Stadtführung, wo sie von Bruno Albinger empfangen wurden. Der Weg führte am sogenannten „Russenfriedhof“ vorbei, wobei ein Gedenkstein und ein russisch-orthodoxes Sühnekreuz an 614 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, Frauen, Männer und Kinder aus der Sowjetunion und anderen Staaten, die während des Zweiten Weltkrieges im Lager Lindele ums Leben kamen, erinnert.

Alter Evangelischer Friedhof

Der „Alte Evangelische Friedhof“ ist ein Begräbnisort mit einer über 750 jährigen Geschichte. Seit 1239 befand sich an dieser Stelle das Hospital zum Heiligen Geist, das seit 1319 in Etappen an den heutigen Standort innerhalb der Stadtmauern verlegt worden ist. Im Jahr 1529 wurde der ehemalige Spitalgottesacker erweitert und nach der Reformation wurde er zum evangelischen Friedhof. Bis Ende 1994 befand er sich im Besitz der evangelischen Kirchengemeinde und wurde im Jahr 1995 von der Stadt Biberach übernommen. Seither ist er nicht mehr an eine Konfession gebunden. Auf ihm befinden sich viele Grabmale und Grabausstattungen von großem gestalterischem und zum Teil auch stadtgeschichtlichem Wert, die nach der Inventarisierung des Friedhofes unter Denkmalschutz gestellt worden sind. Die Stadt Biberach hat sich zum Ziel gesetzt, den historischen Charakter dieses großen Friedhofes zu erhalten. Es wurden auch Paten für Grabdenkmale gesucht, die die Gräber pflegen und sich auch dort später beerdigen lassen können.

Die Heilig-Geist-Kirche

Neben der Stadtpfarrkirche bestand schon seit der Reformation eine weitere evangelische Kirche, die Heilig-Geist-Kirche. Diese wurde 1286 erstmals erwähnt und befindet sich auf dem heutigen ev. Friedhof, wo ehemals das Spital war. Die heutige Kirche wurde 1649 bis 1662 neu erbaut. Aussegnungen können in der Heilig-Geist-Kirche stattfinden. Sowohl an den Innen- und Außenwänden der Heilig-Geist-Kirche als auch an den Friedhofmauern sind insgesamt 26 Epitaphe und Gedenktafeln angebracht. Diese wurden in den Jahren 2003 -2005 mit erheblichem finanziellen Aufwand saniert und konserviert. Die beiden Epitaphe Doll und Wieland, die sich an der Friedhofsmauer befanden, wurden ins Innere der Kirche verbracht, um sie vor Witterungseinflüssen zu schützen.

Wir gingen weiter zur Rißinsel

In der Presse vom 21.12.2011 war zu lesen, dass der Steg über den Fischaufstieg fertig gestellt ist und die Rißinsel in Biberach wieder von der Uferstraße her zu erreichen ist. Die Fische können nun über das angelegte Seitengewässer wandern und die Menschenhaben über den neuen Steg wieder die Möglichkeit, ihr Naherholungsgebiet zu erreichen.

Im Vordergrund stand die ökologische Verbesserung für die Fischpopulation: der flache und lebhafte Aufstieg in Form eines kleinen Baches trägt zur Erhaltung der natürlichen Gewässerpopulation bei. Dem natürlichen Wanderungsbedürfnis folgend, können Fische nun über den neuen Seitenarm stromaufwärts liegende Gewässerabschnitte an der Riß erreichen. Wasserkraftwerke stellen kein Hindernis mehr dar. Nur: An der Angermühle ist schon wieder Schluss.

Hintergrundinformation:

Zwischen Biberach und der Mündung der Riß bei Öpfingen bestehen acht sogenannte Wanderungshindernisse für Fische und Kleintiere. Ein hohes landeseigenes Wehr versperrte bis 2009 den Fischzug von der Donau in die Laichgebiete der Riß. Der Umbau eines weiteren Wehres in Rißtissen im Zuge einer Wasserkraftanlage ist geplant. In wenigen Jahren sollen alle Staustufen durchgängig sein.

Das Wasserrad der Oberen Mühle ist von der Rißinsel aus zu sehen.

Das Wasserrad und die Turbine überlebten, als die Gebäude der Oberen Mühle zugunsten der jetzigen Wohnanlage abgebrochen wurden. Das Rad ging in den Besitz der Eigentümergemeinschaft über.

Seither war das Rad nur für Ortskundige Zeuge der einstigen Rißmüllerei in Birkendorf. Unscheinbar daneben steht die erneuerte Triebwerksanlage des ersten Biberacher Elektrizitätswerkes. Sie wird weiterhin von einem Privatmann zur Stromerzeugung genutzt.

Mit der jetzigen Jahrhundertwende wurde das alte Wasserrad auf Initiative des Biberacher Bürgers Josef Kloeters zu neuem Leben erweckt. Mit mehreren Begeisterten restaurierte er unter schwierigen Bedingungen die historische Anlage. Das Städtische Forstamt Biberach stiftete zwei Lärchen aus dem Burrenwald. Aus ihrem Holz wurden die 140 Bretter für die Radschaufeln geschnitten.

Mit Stiftung durch die Eigentümergemeinschaft verdankt die Stadt Biberach einem ungewöhnlichen Engagement von Bürgern und Firmen aus Stadt und Landkreis Biberach ein markantes Zeichen, ihren Namen als Wasserstadt neu zu beleben.

Auf dem Weg zur Freiburger Straße ist der Königreichsaal der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas

Diese Religionsgemeinschaft hatte ihren Königreichsaal im Bereich zwischen der Bleicherstraße und Warthausen, das von der Firma Boehringer Ingelheim GmbH aufgekauft wurde. Sie wurden ebenso wie der Kleintierzüchterverein Z 10 stattlich abgefunden und konnten somit diesen prächtigen Kirchenraum hier bauen.

Über den Steg zur Alleenstraße erreichten wir Birkendorf

Über Jahrhunderte war das Biberacher Wirtschaftsleben auf die Wasserkraft von Rotbach und Riß angewiesen. Das wusste man auch in Birkendorf, dem alten Dorf des Biberacher Spitals vor der Stadt. Hier wurde im Jahre 1277 urkundlich die erste Wasserkraftanlage erwähnt: Die Kachel- oder Untere Mühle in der heutigen Alleenstraße.

Hundert Jahre später, nämlich 1350 taucht der Name der Oberen Mühle zu Birkendorf auf. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde zwischen der Oberen und der Unteren Mühle die Mittelmühle als Papiermühle gegründet. Auf ihrem Areal leben heute Familien in schmucken Häusern.

Die vier Rißmüller von der Anger-, der Ried-, der Oberen und der Kachelmühle gewährleisteten nicht nur die Versorgung der Bürger mit Schrot, Gries und Mehl. Sie sägten auch das nötige Bauholz. Sie lieferten Öl für Lampen und die Herstellung von Heilmitteln und Farben. Die Kachelmühle bereitete Gewürze zu. So lagen vom 15. bis zum frühen 19. Jahrhundert die Zentren der damaligen technischen Innovation Biberachs an der Riß.

Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co KG

High-Tech-Standort für Forschung, Entwicklung, Medizin und Biotechnologie

Derzeit sind am Standort in Biberach 4798 Mitarbeiter sowie 264 Auszubildende (Stand: 2012) beschäftigt. Diese Firma ist nicht nur der größte Arbeitgeber in Biberach, sondern auch der größte Steuerzahler und Sponsor.

Innovationsgeist und Weltoffenheit, aber zugleich Bodenständigkeit und Loyalität prägen die Menschen in der Region zwischen Ulm und Bodensee. Hier, im baden-württembergischen Biberach, hat Boehringer Ingelheim auf einem modernen Forschungscampus sein größtes internationales Forschungs- und Entwicklungs-Zentrum geschaffen.

Von der Idee bis zum Markt sind hier alle Forschungs- und Entwicklungsschritte vertreten – sowohl für konventionelle chemische Wirkstoffe als auch für Arzneimittel auf biotechnischer Basis. Für diese Biopharmazeutika hat Boehringer Ingelheim in Biberach eine der größten Produktionsanlagen in Europa errichtet.

Biberach gilt als international anerkannte Top-Adresse für biotechnologisch hergestellte Pharmazeutika. Hier ist das Know-how vorhanden, um aus einem weniger als 100 Milliliter umfassenden Basisansatz eine Fermenter-Produktion von bis zu 15 000 Litern zu realisieren. Diese Kapazitäten von der Forschung und Entwicklung bis zur Fertigung und internationalen Registrierung der Biotech-Produkte werden auch Dritten zur Verfügung gestellt.

Boehringer Ingelheim bietet an seinem Standort Biberach die gesamte biopharmazeutische Prozesskette – von der genetischen Entwicklung der Zelle über die Herstellung bis zum marktfähigen Arzneimittel im wirtschaftlichen Maßstab – auch für Industriekunden an.

Im November 2007 hat Boehringer Ingelheim die erweiterte und modernisierte biotechnische Wirkstoffproduktion eingeweiht. Während der Umbauphase seit dem Jahr 2005 wurden insgesamt 80 Millionen Euro in das Projekt investiert.

Zusammen mit der zweiten Wirkstoffproduktion (Investition 255 Millionen Euro), die 2004 in Betrieb ging, verfügt das Unternehmen damit über modernste Technologie, um die Position als einer der weltweit führenden Hersteller von Biopharmazeutika weiter auszubauen.

Zwischen 2007 und 2009 wurde ein Laborgebäude für die Chemische Entwicklung und für 265 Mitarbeiter errichtet. Dafür wurden rund 26 Millionen Euro investiert.

Der derzeit größte Kaltwasserspeicher Deutschlands steht seit 2008 auf dem Biberacher Werksgelände und ist ein nachhaltiger Beitrag zum Umweltschutz und zur Wirtschaftlichkeit.

Auch für den Geschäftsbereich Medizin wurde 2006 ein neuer Bürokomplex für rund 12 Millionen Euro errichtet, der bis zu 375 Mitarbeitern Platz bietet.

Im Oktober 2009 konnte die Zentrale Logistik am Standort Biberach offiziell in Betrieb genommen werden. In knapp eineinhalb Jahren Bauzeit ist ein moderner Gebäudekomplex am nördlichen Werksrand mit einer „Pforte Nord“ entstanden, der der internationalen Ausrichtung des Standortes Rechnung trägt. Das Unternehmen investierte 16,9 Millionen Euro in dieses Projekt.

Das Multifunktionsgebäude verstärkt die Forschung in Deutschland. Der Neubau von 2012 deckt den benötigten Raumbedarf für neu geschaffene Funktionen und führt bestehende Forschungsabteilungen räumlich besser zusammen. Dieses Forschungslaborgebäude, in das 26 Millionen investiert wurden, hat eine Nutzfläche von rund 4500 qm und bietet mit einer Länge von 54 m Raum für zahlreiche moderne Forschungsbereiche.

Unsere Wanderung ging durch das Wohnviertel der Vogelwege, das in den 60er Jahren entstand. Hier traf es den Meisenweg am 27.06.1983 am heftigsten. Ein französisches Kampfflugzeug stieß auf dem Biberacher Flugplatz mit einer Privatmaschine, die im Landeanflug war, zusammen. Der Pilot des französichen Kampfflugzeuges konnte die Maschine noch über die Firma Thomae hinwegziehen und stürzte dann in die Häuser am Meisenweg. Zum Glück war es vormittags, als die meisten Bewohner beim Arbeiten waren. So mussten „nur“ 7 Tote beklagt werden. Davon waren 4 Birkendorfer Einwohner. Wieder zurück zur Alleenstraße bekamen wir entlang der Riß einen Eindruck von der genialen Wohnlage hier. Bald erreichten wir die ehemalige Brauerei zum Haberhäusle, die heute von der Förderschule „Lernen Fördern“ belegt ist. Bilder aus alten Zeiten zeugten von fröhlichen Stammtischen unter hohen Bäumen an der Riß. Bekannt und begehrt war die ‚Birkendorfer Kirchweih‘ mit Metzelsuppe, die vom Musikverein Bergerhausen immer musikalisch umrahmt wurde.

Angenehm waren die Temperaturen dann in der Birkendorfer St. Josef Kirche, die 1956/57 nach Plänen des Architekten Sepp Schmid erbaut wurde. 1960/61 kam der 33 m hohe Kirchturm mit 5 Glocken hinzu.

Die Altarwand plante Professor Wilhelm Geyer aus Ulm. Sie wurde mit einem Ziegelmosaik ausgestattet, das aus über 20 000 kleinen Ziegelsteinen besteht. Es stellt Christus und die zwölf Apostel in der himmlischen Wohnung dar. Der Altar wurde 1957 vom Bildhauer Herbert Hajek, Stuttgart, geschaffen. Die Tabernakelstele fertigte der Künstler Josef Henger aus Ravensburg und die Mariendarstellung am Seitenaltar stammt aus der Hand des Biberacher Künstlers Georg Lesehr.

Unser Weg führte uns weiter zur Birkendorf-Grundschule

1846 wurde für den damals eigenständigen Ort Birkendorf auf dem heutigen Grundstück das Rathaus mit Schule errichtet. Die Auflösung erfolgte nach der Eingemeindung nach Biberach.

1963 bis 1967 erbaute die Stadt Biberach die jetzige Birkendorf-Grundschule für die Stadtteile Bachlangen, Bergerhausen, Birkendorf, Talfeld und übergab sie ihrer Bestimmung. Dreißig Jahre danach 1996 begann die Generalsanierung der Schule mit Erweiterung und Abschluss der Eingangshalle. Das Schwimmbecken wurde durch ein Edelstahlschwimmbecken und moderner Aufbereitungsanlagen saniert. Heute steht die Stadt wieder vor der Entscheidung sie hier neu aufzubauen oder diesen Standort aufzugeben und im Talfeld ein neues Schulzentrum auch für Mettenberg zu erstellen.

Leiter der Schule ist Herr Bott, Vorsitzender der Schützendirektion. Zurzeit werden an der Schule 177 Kinder von 12 Lehrkräften unterrichtet.

Weiter führte und der Weg zur ehemals Oberen Mühle

Wo heute Wohnblöcke und ein Hotel stehen, stand die Obere Mühle, die sich im Laufe ihrer Geschichte durch besondere Vielseitigkeit auszeichnete. Neben Mehlgängen für Getreide gehörten zu ihr im Laufe der Jahrhunderte auch Sägegatter, Walk, Öl- und Gipsstampfen sowie eine Obstpresse. Nach Einführung des Holzschliffs in der Papierherstellung wurde im 19. Jahrhundert auch eine Schleifmühle eingebaut.

Neben der Oberen Mühle zerstampfte eine kleine Lohmühle Baumrinde für die Gerblohe der Biberacher Rotgerber. Rotgerber gerbten die Felle von Rinder und Schweinen und machten daraus das Leder für Schuhe und Geschirre.

1894 wurde unter Julius Mühlschlegel in der Mühle eines der ersten deutschen privaten Elektrizitätswerke gebaut. Die Wasserkraft der Riß reichte aus, nicht nur die Mühle, sondern auch Häuser in Birkendorf mit Strom zu versorgen. Noch 1964 wurde der Mühlenbetrieb um eine Fabrik für Kraftfuttermittel erweitert. Doch schon acht Jahre später erging es der Oberen Mühle wie vielen anderen Mühlen in Deutschland. Sie konnten dem Konkurrenzdruck nicht standhalten. So musste die Mühle im Jahre 1972 dem damaligen Zeitgeist weichen. Das gesamte Mühlengrundstück wurde an die GWO Laupheim verkauft.

Zuerst wurden die Hochhäuser „Max und Moritz“ gebaut, dann später das Hotel und die jetzige Wohnanlage Uferstr. 17 und 19.

Nach rund 2 Stunden kamen wir wieder am Parkplatz an und wir trafen uns später in der Fischerhütte des Fischereivereins Rissegg unterm Sonnenschirm, wo wir die vielen Neuigkeiten nochmals diskutieren und hinunterspülen konnten.

Erwachsene: 17 Kinder: 1
Wanderstrecke: 4 km, Wanderzeit: 2 Stunden
Wanderführer: Bruno Albinger und Fritz Natterer