An diesem Tag war eine Halbtagswanderung im Osterried bei Baltringen geplant. Auf Grund der vielen Regenfälle war eine Wanderung durch Schlamm und nassen Wiesen nicht zu verantworten. Stattdessen wurde auf „Plan B“ ausgewichen: Eine Stadtführung in Biberach vom Gaisental über Fünf Linden, dem Reitstall und dem Weißen Bild.
Bei kaltem Wind, aber abwechselndem Sonnenschein, trafen sich 16 Erwachsene, um eine Gegend in Biberach zu erkunden, die sie noch nicht kannten. Wir starteten auf dem Parkplatz ‚Aldi‘ im Gaisental und kamen als erstes an der Gaisentalschule vorbei, die 1972 für dieses Gebiet gebaut wurde. Dort werden zurzeit in 11 Klassen 231 Schüler betreut. Weiter östlich ragt der Kirchturm der ev. Friedenskirche hervor, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum feiern kann. Von dort werden ca. 3000 ‚Seelen‘ betreut. Wir wechselten in die Ziegelhausstraße, in der u.a. im „Wohnheim Lebenshilfe“ der Kreisvereinigung Biberach Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung betreut werden. Wir kreuzten die Riedlinger Straße und gelangten bergwärts auf schmaler Straße zu den Anlagen des Technischen Hilfswerkes und des Roten Kreuzes mit dem Verwaltungsgebäude und den Anlagen des Fahrzeugparkes. Das Rote Kreuz Biberach beschäftigt insgesamt ca. 200 Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter. Dann folgten wir dem Ziegelweg, der früher unter dem Namen Lehmgrubenweg einen verrufenen Namen hatte, denn dort lebten bis in die 60er Jahre in barackenartigen Unterkünften arme Leute. Heute lernten wir es als sehr ruhiges und schönes Wohngebiet für Einfamilienhäuser kennen. Am Ende der Straße beginnt schon die Gemarkung von Mittelbiberach mit der ehemaligen Ziegelei und der früheren Mülldeponie von Biberach, die mit Millionen-Beträge saniert wurde. Es ist auch heute noch eine Grube zu erkennen, aus der für die Ziegelei der Lehm gewonnen wurde. Jetzt kamen wir so langsam in das seit den 90er Jahren wachsenden Neubaugebiet ‚Fünf Linden‘ mit abwechselnden Ein- und Mehrfamilienhäusern. Ein riesiger Schutthaufen erinnert an das große landwirtschaftliche Anwesen vom Bauer Strudel, auf dem demnächst ein großer REWE-Markt entsteht. Durch die Straßen schlendernd fiel uns das große „Rosa-Bauer-Haus“ auf. Das Haus wurde 1996 gebaut. Hier wohnen unter der Regie des Heggbacher Wohnverbunds erwachsene Männer und Frauen in Wohngruppen bzw. Wohngemeinschaften zusammen. Am Hauptplatz von ‚Fünf Linden‘ vorbei kamen wir zum 1995 gebauten weitläufigen städtischen Kindergarten ‚Fünf Linden‘, der als Montessori-Kindergarten geführt wird. Jetzt wurde es Zeit die Häuserfronten der vielen Ein- und Mehrfamilienhäuser zu verlassen, denn wir wollten ja noch einen Aufenthalt bei der Reitervereinigung Biberach im Reitstall einlegen. Wir durften die ganze Anlage begehen. So konnten wir im Stall die Pferde in den 40 Boxen begutachten, den vielen Spatzen bei ihrem Geschrei zuhören und die Ponys der Schützendirektion im großen Laufstall streicheln. In der riesigen Halle sind zwei unterschiedlich große Reitflächen, ein Bürotrakt mit einem ‚Reiterstüble‘ und sonstigen Räumen vorhanden.
Ein paar Notizen zur Chronik der Reitervereinigung:
Im Jahre 1950 beging man in Biberach die 700-Jahr-Feier der Stadt. Zu diesem Zweck gründete man im Jahr 1949 den Reit- und Fahrverein Biberach e.V. Den Verein drückten die Schulden, so dass dem Verein im Jahre 1955 nichts anderes übrig blieb, als sich aufzulösen. Im Jahre 1958 setzte sich bei einer Versammlung Stadtrat August Neff dafür ein, dass die Reiter die Stallungen des ehemaligen Stadthofs im Gaisental erhielten und dazu noch das anschließende Gelände. Somit war die Reitervereinigung geboren. Es fehlte aber noch eine Reithalle, in der man auch bei Schnee und Regen reiten konnte. Eine behelfsmäßige Reithalle wurde in der Kaserne der Bereitschaftspolizei zur Verfügung gestellt. Im Jahre 1962 konnte der Verein eine auf Leimbinder-Bauweise erstellte Reithalle auf dem Gelände in Betrieb nehmen. Zunächst fanden Springprüfungen noch auf dem Sportplatz Gigelberg statt. Da dieser Platz aber immer härter wurde, schuf man in Eigenarbeit die Springmöglichkeiten im Gaisental und später auch noch einen Dressurplatz. Eine beachtliche Rollte spielt inzwischen das Voltigieren, Gymnastik am galoppierenden Pferd und das Therapeutische Reiten. Inzwischen gibt es auch noch eine Jagdhornbläsergruppe, die bei Jagden, Turnieren und bei Hubertus-Messen auftritt. Im Jahre 2006 wurden die Gebäude im Gaisental aufgegeben, denn die Stadt stellte dem Verein die Flächen des heutigen Platzes zur Verfügung, weil am bisherigen Platz ein großer Markt und Einfamilienhäuser geplant wurden.
Unsere Wanderung führte uns vorbei an den vielen, beliebten Kleingärten, die von der Stadt gepachtet werden können, bis wir das Wohngebiet ‚Weißes Bild‘ erreichten. Dieses Wohngebiet entstand in den 50er Jahren als Flüchtlingssiedlung. Dies erkennt man auch wegen der heutigen Straßennamen: Batschka Straße, Banat Straße, Neue Heimat, Siebenbürgen Straße oder Sathmarweg. Nach dem 2. Weltkrieg mussten ca. 12.000 Flüchtlinge aus Ostpreußen, Schlesien, Pommern, Banat untergebracht werden. Zuerst wurden allerdings die Wohnblöcke und ganze Straßenzüge auf dem Galgenberg erstellt, erst danach wurde das Weiße Bild gebaut. Bei der Durchwanderung der kleinen Straßen entdeckten wir auch noch Gebäude aus der Anfangszeit mit einer kleinen Stallung. Zum Schluss kamen wir noch am „Gaisentalhaus“ vorbei. Dieses Gebäude wurde im Jahre 2000 für die Bewohner des Gaisentals, Weißes Bild und Fünf Linden als Treff gebaut. Heute ist das Haus mit einer hauptamtlichen Stelle besetzt. Seit 2008 darf sich das Haus „Mehrgenerationenhaus Biberach“ unter der Trägerschaft des Vereins ‚Stadtteilhaus Gaisental‘ nennen. Nach ca. 2 Stunden schlenderten wir an den neuen Häusern des früheren Reitplatzes vorbei und erreichten wieder unseren Ausgangspunkt. Unter der gesamten Wanderung wurde die Gruppe über die einzelnen Sehenswürdigkeiten bzw. Vorgänge bei der Entstehung informiert. „Jetzt haben wir auch dieses Gebiet einmal kennen gelernt“ war das geflügelte Wort der Teilnehmer.
Erwachsene: 16
Kilometeranzahl: 6 Wanderzeit: 2 Stunden
Wanderführer: Bruno Albinger und Gerlinde Münst