Abendwanderung nach Ummendorf am 28.08.2021

Nachdem die vorgesehene Abendwanderung am 07.08.2021 buchstäblich ins Wasser fiel, holten wir diese am 28.08.21 nach. Auch dieser Samstag war bis in den Nachmittag hinein regnerisch. Doch gegen Abend verzogen sich die Wolken und wir waren guter Dinge, dass es dieses Mal klappt. Mit 8 Wanderern machten wir uns von der Schulturnhalle aus auf den Weg über das Wohngebiet „Sachsen“ Richtung Winterreute. Als erstes hielten wir auf der Höhe 654 am Wasserreservoir an und diskutierten wie der Aufstieg zum Aussichtsgerät des Albvereins bestens hergestellt werden könnte. Aber auch diesmal gab es „bei 8 Teilnehmern 9 Meinungen“. Diesen Beschluss überlassen wir der Obrigkeit des Ringschnaiter Albvereins. Die Einöde Ziegelhütte (Umgangssprachlich bei Gröbers) entstand 1860, als Theodur Vonier aus Maselheim das Grundstück kaufte und dort 1862/63 ein Wohnhaus baute und eine Ziegelbrennerei einrichtete. Hier war das Geburtshaus des späteren Abts Ansgar Vonier, der in Buckfast Südengland ein Kloster leitete. 1881/82 werden die Stallungen und die Scheuer neu aufgebaut und die Ziegelhütte abgebrochen, nachdem der Lehm für die Ziegelherstellung ausgegangen war. Ab 1900 kaufte ein Klemens Gröber das Anwesen. Er war u.a. auch Gründungsmitglied des Musikvereins Ringschnait im Jahre 1921.
Auf dem weiteren Weg kamen noch zwei weitere Wanderer aus Winterreute hinzu. Der nächste Halt war im Schlottertal, dessen Name von den früheren ‚Schlautenwiesen‘ abgeleitet ist. Der Hof war erstmals 1408 erwähnt und war ein zinspflichtiges Lehensgut des Klosters Ochsenhausen (S’Fulgius). Hier stand auch der Winterreuter Zehntstadel, der 1843 abgebrochen wurde. Am 04. Juli 1908 legte ein Blitz den Hof in Schutt und Asche, wobei auch ein Knecht, der mit seinem Gespann im Schopf Schutz suchte, getötet wurde. Der Besitzer Matthias Beck teilte daraufhin den Hof und baute für seine zwei Söhne zwei neue Anwesen.
Die Straße bei den uralten Linden ist auch die Wasserscheide zwischen dem Schnaitbach (Dürnach) und dem Reichenbach (Umlach).

Winterreute wurde erstmalig im Jahre 1260 erwähnt, als Ulrich von Essendorf einen Hof an das Spital Biberach schenkte.
Von 1810–1825 gehörte Winterreute zur Gemeinde Bergerhausen. Vermutlich konnten sich die überwiegend katholischen Winterreuter Einwohner mit den evangelischen Bergerhausern nicht anfreunden, denn schon nach 15 Jahren erfolgte die Umgemeindung nach Ummendorf. Seitens der Bürger von Winterreute liebäugelte man zwar mit der Zuordnung nach Ringschnait, dieses hatte jedoch wegen der beengten Verhältnisse in der Schule, in der Kirche und dem Begräbnisplatz bei der Kirche kein Interesse.
Im Juli 1844 wird die Eingemeindung nach Ringschnait politisch angeordnet. 1862 wird Winterreute nach Ringschnait eingepfarrt. Bei der Einpfarrung gibt es wieder ähnliche Probleme wie 20 Jahre davor anlässlich der Eingemeindung, denn auch die Kirche ist nicht groß genug, um die Winterreuter aufzunehmen. Man entschließt sich zu einem Umbau der Kirche, wobei die Winterreuter die Baukosten in Höhe von 2000 Gulden übernehmen.

Die Kapelle:
1526 wurde erstmals eine Kapelle erwähnt. Sie wurde 1778 wegen Baufälligkeit abgerissen und von den Katholiken eine neue erstellt. Die zwei noch evangelischen Bauern erhoben gegen den Turm mit einer Glocke Einspruch. Das Kloster Ochsenhausen traf die Entscheidung: Wenn die Kapelle auf Klostergrund und –boden erstellt wird, kann das Türmlein mit Glocke gebaut werden. Und so kam es auch. 1854 wurde sie renoviert. Ab 1893 obliegt die Unterhaltung der Pfarrgemeinde Ringschnait. 1963 wurde die alte Kapelle abgerissen und etwas zurückgesetzt die heutige Kapelle gebaut. Auf dem weiteren Weg unserer Route konnte über jedes Anwesen eine kurze Geschichte erzählt werden. Über das ‚Steigle‘ waren wir jetzt auf dem früheren Kirchenweg nach Ummendorf. Wir kamen an einem neuen Biohof und einem Schweinestall vorbei, ehe wir dann beim Waldgebiet ‚Jungholz‘ uns dem Weg abwärts zum Oberen Reichenbach zuwandten. Von diesem Hof kam die frühere Kreuzwirtin Charlotte Dobler, geborene Lerner. Auf steilem Weg ging es bergab zur B312.

Reichenbach
Der Ort gehörte gemeinsam mit dem Jordanbad und Hagenbuch bis 1934 zur Gemeinde Bergerhausen, nach dessen Eingliederung nach Biberach. Bis zur Kanalisation in Winterreute und Anschluss an das Wassernetz von Ringschnait, bezog Winterreute aus dem Reichenbachtal sein Wasser. Anfangs nur über eine Widderpumpe, die später von einer Elektropumpe abgelöst wurde. Das Pumpenhaus stand talwärts an der B312.
Bekannt war von Reichenbach die Sägerei und die Gastwirtschaft zum Stern. Die Sägerei hatte ca. 200 m oberhalb einen Weiher mit dessen Wasserkraft die Säge gespeist wurde. Lange Jahre war Herr Dilger von Ringschnait der Obersäger.

Bis 1893 mussten die Neugeborenen von Winterreute in Ummendorf getauft werden. Die auf halbem Weg gelegene Wirtschaft zum Stern wurde dabei dem namhaften Winterreuter Kirchenrechtler Karl Sägmüller beinahe zum Verhängnis. Es muss an jenem kalten Februartag 1862 in der Reichenbacher Wirtschaft bei der Einkehr zum Aufwärmen recht gemütlich gewesen sein, denn die Reisegesellschaft kehrte ohne den Täufling nach Winterreute zurück, weil man völlig vergaß, ihn beim Aufbruch mit in den Pferdeschlitten zu nehmen.

Wir kamen noch an einem Gedenkstein eines dort 1926 verunglückten Winterreuters vorbei, der mit dem Fahrrad auf dem Weg in die Stadt zur Arbeit war und von einem Auto angefahren wurde.

Gedenkstein:
Am 22.08.1926 fuhr der angehende 24-jährige Vermessungsingenieur Franz Albinger mit dem Fahrrad nach Biberach. Auf der noch nicht geteerten Straße überholte ihn auf dieser Höhe ein Lastwagen, der viel Staub aufwirbelte. Dahinter fuhr ein Personenwagen, dem die Sicht durch den Staub eingeschränkt war, in den Fahrradfahrer. Der Schwerverletzte wurde noch mit dem Pferdefuhrwerk (Bernerwägele) heim geholt. Er starb an seinen inneren Verletzungen. Meine Taufpatin hat zu ihren Lebzeiten zum 1. November jeden Jahres für ihren Bruder einen Kranz um den Gedenkstein gebunden. Als Kind durfte ich dabei sein. Nach deren Tod 1969 ist der Stein in der Familie in Vergessenheit geraten.

Der Himmel wurde immer heller und als wir über die Kuppe ins neue Wohngebiet von Ummendorf kamen lachte uns die Sonne entgegen. Beim Einkehren in der Brauerei-Gaststätte hatte sich die Wandergruppe auf 11 Personen erhöht.

Ummendorf:
Ummendorf hat ca. 4400 Einwohner. Zum Hauptort zählen neben der eingemeindete Ortschaft Fischbach verschiedene Weiler und Einzelhöfe, wie Häusern, Buschhorn, Ruckweg, Hammerschmiede, Winkel, Kalter Bach, Hatzenmähdle, Rehmoos, Möselsberg und Horn. Ein Teil des Jordanbades liegt auch auf Ummendorfer Markung.
Westlich von Ummendorf befindet sich das moorreiche Ummendorfer Ried, das teilweise als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist und in nächster Zeit wieder vernässt wird. Das 1987 geschaffene Naturfreibad am Rande des Naturschutzgebiets, ein Relikt aus der Würm Eiszeit, bietet jedes Jahr vielen Besuchern aus nah und fern Erholung und Badefreuden. Ein Besuch ist auch der wieder instandgesetzte Kreuzberg wert.

Wanderführer: Bruno Albinger und Veronika Ackermann