Bei feucht-bewölktem Himmel – aber trocken, konnte Wanderführer Fritz Natterer eine große Anzahl von 34 Erwachsenen und 11 Kindern beim Maibaum begrüßen.
Kurz nach 10 Uhr starteten wir die Wanderung wie folgt:
Bronnerstrasse – Dürnachhalle – „Biberweg“ entlang der Dürnach – Stockland – Bronnen – Schlottertal – Winterreute – Biohof Albinger – Ziegelhütte – Aussichtsgerät – Dürnachhalle.
Wanderführer Bruno Albinger erläuterte unterwegs Geschichtliches, Wahrnehmbares und Vergangenes.
Der Start begann beim Maibaum, führte an der Dürnachhalle vorbei, die am 08. November 1998 eingeweiht wurde, und streifte das Dürnachstadion, das 1984 durch viel Eigenleistung angelegt wurde.
Die Dürnach wurde anfangs der 50er Jahre bei der Flurbereinigung begradigt. Heute versucht man dies mit Renaturierungsmaßnahmen zu korrigieren. Ein Stück abwärts an der Dürnach bezogen Bronnen und Stockland früher ihr Wasser durch eine Widderpumpe, die das Wasser nach Bronnen zu einem Stahltank beförderte. Später bauten die Bronner an der Dürnach ein kleines Wasserwerk, das Strom erzeugte und somit die Voraussetzungen für eine elektrische Pumpe sorgte. Mit dem Strom wurden auch zwei Höfe in Bronnen und einer im Stockland versorgt, wobei nicht alle zur gleichen Zeit ihren Motor anstellen durften.
Stockland entstand erst im 19. Jahrhundert durch Grundstücksabgaben von Bronner Höfen für Existenzgründungen.
Bronnen
Der Ort gehörte in früheren Zeiten zum Kloster Ochsenhausen. Die ersten Siedlungen stammen aus dem Jahre 1305. 1801 beantragten die Bronner Bauern beim Kloster eine „Vertauschungsgenehmigung“; d.h. sie führten auf freiwilliger Basis eine Flurbereinigung durch, um größere Flächen bewirtschaften zu können.
Schmetterlingsbauer Gustav Reich
Am ersten Hof ist am 3. September 1888 Gustav Reich auf die Welt gekommen, der nach dem 2. Weltkrieg den elterlichen Hof übernahm. Er sammelte in 50 Jahren über 40.000 Schmetterlinge aller europäischen Falterarten. Als Soldat im Ersten Weltkrieg fand er in anderen europäischen Ländern die ersten Prachtexemplare zum Grundstock seiner Sammlung.
Bis zu seinem Tod im Jahre 1968 hat Gustav Reich, soweit es sein Gesundheitszustand zuließ, an seiner Schmetterlingssammlung gearbeitet. Der größte Teil seiner Sammlung kam in den Besitz der Staatlichen Naturkundemuseen in Stuttgart, Karlsruhe und Frankfurt.
Als Schüler besuchte jede Ringschnaiter Klasse mindesten einmal seine Ausstellung in Bronnen.
Schlottertal:
Der Name wird von den Schlautenwiesen (nasse Wiesen) abgeleitet. 1408 wird die Hofstelle „S’Fulgentius“ erwähnt und war ein zinspflichtiges Lehengut des Klosters Ochsenhausen, daher auch der Heiligenname. Hier stand auch der Winterreuter Zehntstadel, der 1843 abgebrochen wurde.
Am 4. Juli 1908 legte ein Blitz den Hof in Schutt und Asche, wobei auch ein Knecht, der mit seinem Gespann im Schopf Schutz suchte, getötet wurde. Der Besitzer Matthias Beck teilte daraufhin den Hof und baute für seine zwei Söhne zwei neue Anwesen auf.
Die Straße zwischen Winterreute und dem Schlottertalhof ist die Wasserscheide zwischen dem Schnaitbach (Dürnach) und dem Reichenbach (Umlach).
Winterreute:
Winterreute:
Winterreute lag an der Straße von Biberach nach Memmingen und wurde 1260 erstmals urkundlich erwähnt. Es lag an der Grenze zwischen dem Kloster Ochsenhausen und dem Biberacher Hospital. Die Straße wurde auch Heerstraße genannt.
1450 gab es 4 Hofstellen, die dem Hospital lehenpflichtig waren und eine Hofstelle waren dem Kloster Ochsenhausen lehenpflichtig.
Die Reformation traf auch Winterreute, denn das Hospital Biberach hatte sich dem neuen Glauben angeschlossen und „Wessen Hoheit, dessen Religion“ galt von nun an für die Spitalgüter. Winterreute war eine mixierte Ortschaft, weil es unter zwei Herrschaften und Glaubensbekenntnissen aufgeteilt war.
Die Lehen hatten früher eigene Namen, unabhängig davon wer gerade dort lebte. Das Kloster Ochsenhausen vergab Heiligennamen, während das Biberacher Spital für Winterreute Fischnamen vergab.
1972 kam Winterreute gemeinsam mit Ringschnait im Zuge der Gemeindereform zur Großen Kreisstadt Biberach.
Die Kapelle
1526 wurde erstmals eine Kapelle erwähnt. Sie wurde 1778 wegen Baufälligkeit abgerissen und von den Katholiken eine neue erstellt. Die zwei noch evangelischen Bauern erhoben gegen den Turm mit einer Glocke Einspruch. Das Kloster Ochsenhausen traf die Entscheidung: Wenn die Kapelle auf Klostergrund und –boden erstellt wird, kann das Türmlein mit Glocke gebaut werden. Und so kam es auch. 1854 wurde sie renoviert.
1963 wurde die alte Kapelle abgerissen und etwas zurückgesetzt die heutige Kapelle gebaut.
Das Hirtenhaus
Es wurde 1743 erstmals erwähnt. Hier wurden der Dorfhirte und der Dorfbüttel untergebracht. Sie hatten auch die Pflicht des Mesners in der Kapelle ‚samt dem Leuten der Glocke‘.
S’ Milchhäusle (das nicht mehr vorhanden ist, konnte durch zwei Bräcklebilder in Erinnerung gerufen werden)
Dies war der tägliche Treff in Winterreute. Um 19 Uhr kam das Milchauto vom Milchwerk Ummendorf und holte die frisch gemolkene Milch in Kannen ab. Von jedem Hof oder Höfle kam man mit einem Handwagen bzw. -wägle und brachte die zuvor gemolkene Milch hierher.
Geburtshaus von Kunstmaler Jakob Bräckle
Er ist am 10. Dezember 1897 geboren. 1899 bekam er durch die Pockenimpfung einen Impfschaden und war Zeit Lebens auf eine Gehhilfe angewiesen. Er hat in Stuttgart die Kunstgewerbeschule besucht und an der Kunstakademie studiert.
1925 hat er am Ortsrand auf einem Grundstück seiner Eltern ein Haus gebaut und noch in diesem Jahr die Maria Manz aus der Nachbarschaft geheiratet. 1936 hat er im Talfeld in Biberach ein Haus gebaut und das Winterreuter Anwesen verkaufte er an das Biberacher Spital, das es als Forsthaus nutzte. Er ist Ehrenbürger der Stadt Biberach, erhielt das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und den Titel eines Professors.
Er starb am 29. Oktober 1987 mit 90 Jahren in Biberach.
Im Keller des Hauses war früher eine Käserei untergebracht. Dort konnte noch bei „Käser’s Marie“ Butter und Käse von der Ummendorfer Molkerei – solange diese noch bestand – abgeholt werden.
Lätsch /Lache
Der Dorfweiher wurde 1966 im Rahmen des Baus der Gemeindewasserleitung aufgefüllt.
D’Schmitte
Hier ist der spätere Professor Dr. Thel. Joh. Baptist Sägmüller am 24.02.1860 geboren und aufgewachsen. Bis zu diesem Zeitpunkt mussten die Neugeborenen in Ummendorf getauft werden. Die auf halbem Weg gelegene Wirtschaft zum Stern wurde dabei dem namhaften Winterreuter Kirchenrechtler Karl Sägmüller beinahe zum Verhängnis. Es muss an jenem kalten Februartag 1862 in der Reichenbacher Wirtschaft bei der Einkehr zum Aufwärmen recht gemütlich gewesen sein, denn die Reisegesellschaft kehrte ohne den Täufling nach Winterreute zurück, weil man völlig vergaß, ihn beim Aufbruch mit in den Pferdeschlitten zu nehmen.
Gedenktafeln sind im Winterreuter Käppele und in der Jordanbadkirche.
Atelierhäuschen
Auf dem Grundstück von seinen Eltern am Ortsausgang von Winterreute hatte Jakob Bräckle sein Haus im Jahre 1925 gebaut. Dazu gehörte auch noch ein weiteres Gelände. Es war der Beerengarten.
1939 baute er neben seinem früheren Haus sein Atelierhäuschen in dem er unter der Woche gearbeitet und gewohnt hat. Viele Bilder rund um Winterreute sind hier entstanden.
Kiesgrube
Die Bauern haben Frondienste geleistet.
Biohof Albinger
Betriebsspiegel
– Betrieb ist seit 2019 übergeben an Aaron Albinger
– Außenwirtschaft und Füttern Großteiles in Lohnarbeit
– 75 kW Biogasanlage wird täglich gefüttert mit 2,5 t Mist
und 25 000 Liter Gülle. Die Wärme geht an den Fermenter und das Wohnhaus
Betriebsstellen
Stallneubau Bezug Juni 2014
Liegehalle für 220 Kühe mit ca. 3600 m²
Strohbereich für ca. 40 Kühe, gesamt 260 Kühe
Kälberstall mit 52 Plätzen
Bei einem Biobetrieb ist vorgeschrieben wieviel Fläche pro Vieheinheit zur Verfügung stehen muss; z.B. bei Biobetrieb sind dies 10,5 m² für Laufgänge und Liegeboxen, bei einem Normalbetrieb nur 6 m². Die Liegeboxen sind eingestreut. Dies zählt u.a. auch zum Kuhkomfort, das bei einem Biohof an oberster Stelle steht. Im Sommer besteht Weidegang.
Melken
Dreimal am Tag kommen die Hochleistungskühe in den Wartesaal vor dem Melkkarussell mit 24 Plätzen. Sie erwarten es kaum, in das Melkkarussell eingelassen zu werden, denn dort erwartet sie zuerst eine Gabe Kraftfutter.
Brunnen
Er ist 79 m tief und reicht bis zur Sohle des Reichenbaches. Die Zisterne umfasst 10 m³. Der Wasserverbrauch zum Tränken aus der Zisterne und dem öffentlichen Wasseranschluss beträgt pro Tag 40 m³. Das meiste Regenwasser fließt vom gesamten Hof in ein Sickerbecken, das Brauchwasser in die Güllen Becke
Walpertsgraben
Tiefer Einschnitt durch viele Wasserzuläufe.
Einöde-Ziegelhütte
Sie ist erst nach 1860 entstanden, als Theodur Vonier aus Maselheim das Grundstück kaufte und dort 1862/63 ein Wohnhaus baute und eine Ziegelbrennerei einrichtete. Hier war das Geburtshaus des späteren Abts Ansgar Vonier in Buckfast in Südengland.
Aussichtsgerät auf dem früheren Wasserhochbehälter (653 N.N.)
Einige Tüftler des Albvereins fertigten ein Orientierungsgerät an, das hier installiert wurde. Es handelt sich um ein drehbares Visiergerät, mit dem bei Föhnwetter die Gipfel der Alpen bestimmt werden können.
Schluss
Wir sind nach 3:10 Stunden am Ende unserer 8 km langen Wanderung an der Dürnachhalle angekommen, wo uns dann das Bewirtungsteam mit Grillen, Getränken, sowie Kaffee und Kuchen bestens versorgte.
Erwachsene: 34 Kinder: 11
Kilometeranzahl: 8 Wanderzeit: 3:10 Stunden mit Besichtigungen
Wanderführer: Fritz Natterer und Bruno Albinger