Stadtführung in Biberach durch das Berufsschul- und Sportzentrum in der Leipzigstrasse bzw. am Erlenweg mit einer Sonderführung auf das Dach der Gebhard-Müller-Schule
Bei windigem Wetter und mit der Aussicht auf Regen trafen wir uns bei der Fischerhütte des Fischereivereins Rissegg beim Baggersee im Rißtal. Bruno Albinger von der Ortsgruppe Ringschnait führte diese Wanderung durch. Er erzählte den Werdegang der Fischerhütte, die 1978 eingeweiht wurde. Wir kamen am Baggersee vorbei, der seinen Ursprung im Jahre 1968 durch die Kiesentnahme für die ‚Neue B 30‘ und das ‚Jordanei‘ nahm. Er erzählte was am See so alles in den Jahren vom Beginn bis heute geschah und was verändert werden musste. Dazu ist als Anlage ein gesonderter Bericht beigefügt. Wir unterquerten die Südbahn, um auf dem Fuß- und Radweg Richtung Biberach zu wandern. Dieser Radweg wurde 2012 von hier bis zum Badesee in Ummendorf verlängert. Von ursprünglich 24 Personen vermehrte sich die Zahl der Wanderer bis Biberach auf 28. Zur Rechten verlief die Bahnstrecke und zur Linken war wilder Bewuchs der ehemaligen Mülldeponie „Brunnadern“ zu sehen. Bald kamen wir an den ersten Gewerbeflächen vorbei und die 1996 angelegte BMX-Sportanlage war an diesem Tag nicht belebt. An der Haltestelle „Biberach Süd“, die für das Berufsschulzentrum angelegt wurde, konnten wir die ‚Tätigkeit‘ eines Bibers sehen, der auch vor ca. 50 cm Durchmesser starken Bäumen nicht halt machte und soweit angenagt hatte, dass diese Bäume aus Sicherheitsgründen gefällt werden mussten. Zur Ansicht wurden die unteren angenagten Stummel stehen gelassen. Auf gepflastertem Fußweg erreichten wir die Schulmeile mit der Gebhard-Müller-Schule. Sie ist die kaufm. Berufsschule mit Wirtschaftsgymnasium und Wirtschaftsschule. 90 Lehrer unterrichten hier ca. 1450 Schüler in unterschiedlichen Klassenformationen. Oberstudiendirektor i.R. Hubert Hagel, der auch Stadtrat und 1. Stellvertreter des OB Zeidler ist, empfing uns und führte uns durch das geräumige und trotzdem nicht laute Schulgebäude. Der erste Höhepunkt war der Gang auf dem Dach ins Freie. Von hier aus berichtete Hagel über die gesamte Schul- und Sportmeile von Biberach. Wegen der Höhe der Gebäude konnten die WG- und PG-Gymnasien nicht ausgemacht werden, dafür lagen uns die Karl-Arnold-Schule (Gewerbliche Schule), die Matthias-Erzberger-Schule (Haus- und Landwirtschaft), die Schwarzbachschule (Kindergarten und Schule für Behinderte Kinder), das Zimmererausbildungszentrum mit seinem Wohnheim und das Kompetenzzentrum Holzbau & Ausbau zu unseren Füßen. Kenntnisreich erläuterte er die einzelnen Aufgaben der Schularten und die Bauten, die vor uns zu sehen waren. Danach erfuhren wir auf dem obersten Stock der Schule wie die Klimatisierung der Schule funktioniert. Die Klimaanlage wird mit Grundwasser betrieben. Hier oben sind Tanks, in die das Grundwasser gepumpt wird. Im Winter werden dem 11 ° C warmen Wasser über Wärmetauscher, die wie ein Kühlschrank funktionieren, 4 Grad zur Heizung entnommen und mit 7 Grad ins Grundwasser zurückgespeist. Im Sommer wird das 11 °C warme Wasser wegen der Kühlung um 3° wärmer zurückgepumpt. Das in einem gesonderten Zyklus erwärmte bzw. gekühlte Wasser fließt in Schläuchen in den Decken und Fußböden, so dass im gesamten Schulbereich kein Heizkörper gebraucht wird. Es soll zwar zwei Heizkörper geben, den einen im Klimatechnikraum und einen in der Tiefgarage. Bisher brauchte die als Notfall eingebaute Pelletsheizung nicht in Betrieb genommen werden, denn sogar Kältetage mit 20 °C Minus konnte die Klimaanlage ausgleichen. Wir durften die Mensa und verschiedene Räume besichtigen. In einem der EDV-Räume konnten wir Platz nehmen und er erläuterte uns die Funktionen der Klimatechnik, die für jeden einzelnen Raum auch gesondert programmiert werden kann. Wie hier alles technisch ausgereift auch funktioniert war unglaublich. Herr Hagel konnte nicht nur die Technik, sondern auch alle unsere Fragen für uns verständlich vorbringen.
Dankbar machten wir uns auf den weiteren Weg. Wir durchstreiften den Schulhof bei der Karl-Heckmann-Sporthalle, die 1974/1975 3-teilig gebaut und 1984 auf 5 Hallen erweitert wurde. Am Wohnheim für auswärtige Schüler vorbei erreichten wir die Sportanlagen am Erlenweg. Durch den Neubau der Dollinger-Realschule und dem Abriss des alten Hallenbades gingen viele Sportanlagen verloren, die hier neu aufgebaut wurden. In Zukunft soll auch noch ein weiterer Allwettersportplatz die Anlage bereichern. Beim neuen Skaterplatz konnten wir ein Naturereignis sehen, wie Turnschuhe ‚auf Bäumen wachsen‘. Vorbei an der Angermühle erreichten wir schnell die Memminger Straße, auf deren Gehweg wir an den Hallen der Firma Liebherr vorbei bald die Ökoflächen beim Rissegger Baggersee erreichten. Diese Flächen musste die Firma Liebherr neu anlegen lassen, als Ausgleich für die Bebauung ökologischer Flächen. Hier sind Tümpel und Wasserflächen mit Verbindungen zum See geschaffen worden, damit die Fische im seichten und wärmeren Wasser laichen können. Das Wasser im sehr tiefen Baggersee ist zum Laichen zu kalt.
Nach 2 ½ Stunden erreichten wir wieder unseren Ausgangspunkt. Zur gemütlichen Einkehr trafen wir uns dann noch in der Fischerhütte.
Wegstrecke: ca. 5 km; Teilnehmer: 28 Erwachsene; Aufwand im Vorfeld: 4 Stunden ; Wanderführer: Bruno Albinger OG Ringschnait
Der Rissegger Baggersee
Zur Aufschüttung der B 30 bzw. des jordanischen Ei’s, wurde von 1968 bis 1970, im Rißtal auf der Gemarkung Rißegg, Kies abgebaut. So entstand ein ca. 48 000 m² grosser See. Das Rißtal hat ein stark Grundwasser führendes Kiesbett. Da das Grundwasser bis knapp unter die Oberfläche reicht, wurde das Kies mittels Saugbaggerung abgebaut. Im östlichen und mittleren Teil des Abbaugebietes befanden sich größere Nagelfluhplatten, die zum Teil unter Wasser gesprengt wurden. Aufgrund des leichteren Abbaus im westlichen Teil entstanden Tiefen bis zu 24 m. Der Abbau war im Süd-Osten durch die Riß und im Süd-Westen durch die Bahnlinie begrenzt. Der Abbau entlang der Riß erfolgte bis auf einen etwa 10 m breiten Damm. Nach der Beendigung des Kiesabbaus wurde der östliche Uferbereich mit dem Abraum bzw. Humus der Gesamtabbaufläche aufgefüllt. Die Abbaugenehmigung sah vor, dass nach Abschluss der Ausbaggerung eine Uferböschung mit einem Winkel von 45° bis 60 ° hergestellt werden sollte. Aus Zeitmangel hat die Abbaufirma diese Auflage seinerzeit jedoch nicht erfüllt, sodass steil abfallende Ufer vorhanden sind und Flachwasserzonen fehlen. Am Westufer befindet sich nahe der Oberfläche eine größere Nagelfluh-Platte, die unterspült ist. Der Baggersee hat keinen Oberflächen-Zufluss. Seine Einspeisung erfolgt über den Grundwasserstrom des Rißtals und über einen unterirdischen Quellaustritt von wasserführenden Schichten aus der Rißegger Hochebene. Der Abfluss erfolgt über einen Notauslauf in die Riß, sowie über eine Tiefenwasserableitung in den Bronnenbach. Die Wasserausleitung/Schüttung beträgt ca. 30 ltr/sec.
Im November 1970 wurde der Fischereiverein Rißegg gegründet, welcher den Fischbesatz vorgenommen und die Wasser- und Uferbepflanzung durchgeführt hat. Durch die Abraumaufschüttung des östlichen Seebereichs wurde über mehrere Jahre Huminsäure eingeschwemmt, was einen sehr niederen pH-Wert zur Folge hatte. Erst ab etwa 1975 wurde ein neutraler pH-Wert gemessen. Das Gewässer wurde nach damaligen Maßstäben entsprechend mit Fischen besetzt, in erster Linie Regenbogenforellen und Karpfen. Die Uferbereiche waren reich an Wasserpflanzen und es gab ausgedehnte Carawiesen. Zu dieser Zeit entwickelte sich eine hohe Population an Weißfischen. Der Baggersee wird bis heute ausschließlich fischereilich genutzt. Ein Badebetrieb wurde durch die Gemeinde wegen der steilen Uferböschungen untersagt. Einen großen Baggersee als Badesee gibt es ja auf der Gemeinde Ummendorf. Der Baggersee Rissegg war bis etwa 1985 sehr ertragreich. Es wurden zum Teil sehr große Exemplare an Forellen und Hechten gefangen. Danach setzte ein deutlicher Rückgang der Fänge ein. Die Carawiesen verschwanden und die Unterwasserpflanzenbestände bildeten sich bis auf wenige Stellen zurück. Im gleichen Zeitraum sank die Populationsrate der Weißfische erkennbar ab und ab 1995 kam diese praktisch zum Erliegen. Untersuchungen ergaben, dass die Tiefenwasserzonen sehr arm an Sauerstoff sind und der See keine ausreichenden Flachwasserzonen besitzt, in die sich die Jungfische während der Zirkulation zurückziehen können. Was konnte getan werden? Der Uferbereich war von der Unteren Naturschutzbehörde zu einem 24-a Gebiet erklärt worden; d. h. es durfte nichts verändert werden bis auf das Westufer. Dort wären ca. 2000 m² sehr eingeschränkt als Flachwasserzone möglich gewesen. So wurde umgehend untersucht, was sich in den letzten Jahren im und am Gewässer verändert hat oder im Zuge der Bewirtschaftung durchgeführt wurde. Es wurde dabei festgestellt, dass der See ca. 7 Jahre zuvor um fast 30 cm angestaut wurde und damit der oberirdische Wasserabfluss zum Erliegen kam. Im Weiteren wurde bemerkt, dass die ufernahen Pappeln sehr hoch gewachsen waren und mittlerweile eine geschlossene Windbarierre bildeten. Zudem hatte sich in der Uferzone eine ca. 25 cm starke Schicht aus nicht abgebautem Pappellaub gebildet. Als Sofortmaßnahme wurde im Februar 1998 der Wasserauslass in die Riß und die Tiefenwasserableitung in den Bronnenbach wieder geöffnet, die Laubschicht so gut es ging mit Rechen entfernt und am Nordufer Windschneisen in den Pappelbestand geschlagen. Bereits innerhalb eines Jahres zeigten sich erste Veränderungen im Gewässer, die Auftrieb für weitere Maßnahmen gaben.
Die Seetiefen wurden 1998 mittels Boot und Echolot ermittelt. Das Seebecken lässt sich in etwa 3 gleich große Bereiche unterschiedlicher Tiefen einteilen. Im Norden liegt die durchschnittliche Tiefe bei ca. 8 m, in Richtung Westen schließt ein relativ ebener Bereich mit Tiefen zwischen 10 – 15 m an und im Südwesten liegt die tiefste Stelle mit 24 m. Alle Übergänge von einer Tiefenzone in die andere verlaufen sehr steil. Die Uferbereiche sind sehr schmal und fallen im Westen am Uferrand zum Teil unmittelbar auf 4 – 5 m ab. Lediglich im Südosten besteht ein größerer Flachwasserbereich.
Belastungsquellen im Einzugsgebiet: In den letzten 10 Jahren hatte die Riß mehrfach Hochwasser, welches in den Baggersee flutete. Hierbei gelangten hohe Nährstoffeinträge und Schmutzfrachten aus den landwirtschaftlich genutzten Gebieten des oberen Rißtals in den Baggersee. Einträge aus der Rißegger Hochebene über die wasserführenden Schichten sind ebenfalls denkbar. Weitere Belastungsquellen könnten die aufgelassenen Mülldeponien in nordwestlicher Richtung des Baggersees in ca. 200 m Entfernung sein. Auf diesen Mülldeponien wurden in den 50er- Jahren große Mengen pharmazeutischen Mülls eingelagert.