Bei herrlichem Frühlingswetter trafen sich in Biberach auf dem Gigelberg (562 m) 25 Erwachsene zu einer Stadtführung. Bruno Albinger erläuterte wie es zu den Parkanlagen auf dem Gigelberg kam. Die Stadtbierhalle aus dem Jahre 1890 und die „Gigelbergturnhalle“ aus dem Jahre 1895, die seit der erneuten Renovierung im Jahre 2005 wegen ihrer guten Akustik als Konzerthalle genutzt wird, sind noch heute Zeuge aus dieser Zeit.
Wir wanderten vorbei an der Evangelischen Friedenskirche, die für ca. 3000 Seelen zuständig ist, zum Wolfgangsberg. Am Schäferhundevereinsgelände vorbei erreichten wir den Aussichtspunkt am Wasserhochbehälter auf dem „Lindele“ (614 m). Bei bester Aussicht erfuhren wir, dass dort das Wasser aus den Quellen des Wolfentals gespeichert wird und daraus die Niederdruckgebiete der Stadt versorgt werden. Die höheren Stadtgebiete werden vom Hochbehälter auf dem Jordanberg (639 m) beliefert. Dieses Wasser kommt von den Brunnen bei Appendorf. Wir streiften eine mit bunten Blumen bewachsene Streuobstwiese und gelangten zum eigentlichen Lindele mit seiner Lindenallee. Bis 1551 stand hier oben auf dem Berg, der damals noch Wolfgangsberg hieß, die St. Wolfgangskapelle, die ein Wallfahrtsziel war. 1551 wurde die Kapelle von Bilderstürmern verwüstet und schließlich abgebrochen. Die heutigen alten Linden stammen noch aus dem Jahre 1877, als die erste Linde nach 300 Jahren einem Sturm zum Opfer fiel und dann eine neue Allee angelegt wurde. Ein großer Gedenkstein für den langjährigen Vorsitzenden des Alb- und Alpenvereins von Biberach Studienrat J. Maurer (1860 – 1945) erinnert an ihn. Wir durchquerten eine Kleingartenanlage und kamen zur ‚Wielandlinde‘. Hier soll sich Chrisoph Martin Wieland in jungen Jahren mit seiner Cousine Sophie Gutermann aus Gutershofen, spätere La Roche, verlobt haben.
Der Weg führte uns östlich weiter durch neuere Kleingartenanlagen auf dem Weingartenberg, oben vorbei an der früheren Kiesgrube an der Warthauser Straße zur Weingartenbergstraße. Hier hatten wir ein wunderbares Panorama über die Stadt und weit darüber hinaus. Wir sahen sogar die Alpengipfel am Horizont. An großen Villen vorbei erreichten wir über einen schönen, verschlungenen Fußweg den ‚Attenweiler Kirchenweg‘ und stiegen über den Ziegeldumpf an alten Bierkellern vorbei, die heute den Fledermäusen als Wohnstatt dienen, zum „Alten Katholischen Friedhof“ ab. Wir nahmen uns die Zeit die Gräber von Matthias Erzberger (1875 – 1921), Wilhelm Leger (1894 – 1964), Anton Braith (1836 – 1905), Christian Mali (1832 – 1906) und von Jakob Bräckle (1897 – 1987) zu besuchen. Dazu gab Albinger jeweils einen kurzen Lebenslauf der verstorbenen bekannt. Die Magdalenenkirche, die 1404 als Siechenkapelle erbaut wurde, diente als Simultankirche auch den evangelischen Christen aus Attenweiler als Sonntagskirche. So entstand der ‚Attenweiler Kirchenweg‘. Heute wird die Kirche nur noch als „Aussegnungshalle“ genutzt.
Über die sanierte Wielandstraße erreichten wir die Innenstadt und stiegen über die 139 Stufen der „Bibersteffala“ zur Schillerhöhe auf dem Gigelberg auf. Zuerst genossen wir nochmals die herrliche Aussicht auf die Stadt, bei der sich wieder neue Sichten auftaten. Hier oben steht der Weiße Turm, ein Eckpfeiler der alten Stadtbefestigung mit seinen 43 m Höhe. Er diente 1819 auch als Gefängnis für die Bande des „Schwarzen Veri“. Zurzeit wird der Turm vollständig renoviert. Der Gigelturm soll 1140 erbaut und 1788 letztmalig umgebaut worden sein. Er war ein Ausguck- und Wachturm und damit Teil der städtischen Befestigungsanlage. Aus feuerpolizeilichen Gründen ist der Turm nicht mehr zugänglich und soll in den nächsten Jahren renoviert werden. Durch die Hohwacht gelangten wir zum Hirschgraben, der auch Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung war. Während unten in der Stadt breite Wassergräben die Stadt beschützten, mussten oben auf dem Berg tief ausgehobene Gräben diese Funktion übernehmen. Noch bis in die 80er Jahre war dort Damwild eingesetzt. Der frühere Ringschnaiter und später Bergerhauser Bürger Hans Kirchmaier versorgte bis zuletzt die Tiere als städtischer Bediensteter. Nach 6 km Weg und 2 stündiger Wanderung erreichten wir wieder den Ausgangspunkt an der Gigelbergturnhalle. Den Nachmittag ließen wir in der Fischerhütte des Fischereivereins Rissegg ausklingen.
Erwachsene: 25
Kilometeranzahl: 6 Wanderzeit: 2 Stunden
Wanderführer: Bruno Albinger und Fritz Natterer
- Die Wielandlinde
- Magdalenenkirche
- Ausblick auf Biberach