Naturschutzbericht 2013 – vorgetragen von Franz Hartmann bei der Jahreshauptversammlung am Samstag, 08. März 2014
Verehrte Gäste, liebe Vereinsmitglieder, auch im vergangenen Jahr setzte sich unsere Ortsgruppe durch Tätigkeiten, auf vielerlei Art und Weise, für den Erhalt unserer Natur und Umwelt ein. So die alljährliche Kontrolle des Fledermauskellers und die Betreuung unserer annähernd 200 Nistkästen. Diese werden 2 mal im Jahr kontrolliert, gesäubert und nötigenfalls repariert. Sie bieten vielen Tier- und Vogelarten Schutz und sind ebenso gesuchte Heim- und Brutstätte, nicht nur für unsere heimischen Wald-Vögel, sondern werden auch oftmals von Haselmäusen, Wildbienen und Siebenschläfern bewohnt. Eine große Anzahl von Tier- und Pflanzenarten finden Ruhe und Unterschlupf sowie ideale Bedingungen als Brut- und Rückzugsgebiete in den von uns betreuten und als Naturdenkmale ausgewiesenen Biotope „Ried- und Grottengrube“.
Auch das regelmäßige, in den Wintermonaten anstehende schneiden und pflegen von ca. 30 Kopfweiden entlang der Dürnach, sowie das Vermehren und neu setzen gehört zur Erhaltung unserer Natur. Denn die zahlreichen Hohlräume, der vor allem sehr alten Kopfweiden, nutzen bestimmte Vogelarten aber auch Fledermäuse als Nist- und Brutplatz. Eine naturkundliche Frühwanderung, traditionell am Pfingstmontag, mit anschließendem Frühstück im „Grünen Baum“, wurde von unserer Ortsgruppe ebenfalls angeboten und durchgeführt. An dieser Stelle mein ganz besonderer Dank an die stets so zahlreichen Helfer die mir zur Seite stehen.
Auch heuer möchte ich meine Vortagsreihe fortsetzen. Und zwar über ein Tier das in unseren Regionen als schon ausgestorben galt, sich aber in den letzten Jahren wieder stark vermehrt, und sich auch bei uns an der Dürnach angesiedelt hat. Nämlich der „Biber“. Biber sind Säugetiere und gehörten zur Ordnung der Nagetiere. Sie sind die zweitgrößten lebenden Nagetiere der Erde. Das meist braune Fell des Bibers ist mit ca. 23.000 Haaren pro Quadratzentimeter sehr dicht und schützt vor Nässe und Abkühung.
Der Pelz wird regelmäßig gereinigt und mit einem fetthaltigen Sekret, dem Bibergeil, gepflegt. Mit seinem spindelförmigen Körper, einem breiten, abgeplatteten, mit lederartiger Haut bedeckter und unbehaarten Schwanz, Kelle genannt, und den Schwimmhäuten ist das Tier perfekt an das Leben im Wasser angepasst. Die Kelle dient als Steuer beim Abtauchen sowie zur Temperaturregulation und als Fettdepot. Beim Tauchen werden Nase und Ohren verschlossen; so können Biber bis zu 20 Minuten tauchen. Biber leben monogam. Das Revier einer Biberfamilie, die aus dem Elternpaar und zwei Generationen von Jungtieren besteht, umfasst je nach der Qualität des Biotops 1 bis 3 Kilometer Fließgewässerstrecke. Die Reviergrenzen werden mit dem sogenannten Bibergeil, einem öligen Sekret aus einer Drüse im After Bereich, markiert und gegen Eindringlinge verteidigt.
In der Biberburg leben die Altbiber mit bis zu vier Jungen, oft noch mit Jungtieren aus dem Vorjahr. Im Mai wird der behaarte und von Geburt an sehende Nachwuchs geboren, davor müssen die vorjährigen Jungen den Bau verlassen haben. Die jungen Biber sind anfangs wasserscheu, werden aber von der Mutter einfach ins Wasser geworfen und so an das Leben im Wasser gewöhnt. Nachdem sie in der Regel zwei Monate lang von der Mutter gesäugt wurden, erlangen sie nach etwa drei Jahren die Geschlechtsreife. In dieser Zeit werden sie von den Eltern aus dem Revier vertrieben und können dann über 100 km weit wandern. Im Mittel liegt die Wanderstrecke jedoch bei 25 km. Jetzt suchen sie einen Partner und gründen selbst ein Revier. Der Biber ist ein reiner Pflanzenfresser. Er bevorzugt Kräuter, Sträucher, Wasserpflanzen und Laubbäume, wie Espen, Erlen und Pappeln. Von den von ihm gefällten Bäumen verzehrt er die Zweige, die Astrinde und die Blätter. Eigentlich ist er jedoch ein pflanzlicher Allesfresser, er ernährt sich auch von Gräsern und Schilf. Biber halten keinen Winterschlaf, sondern eine Winterruhe, deshalb muss auch im Winter für Nahrung gesorgt werden. Direkt vor dem Eingang der Burg werden von den Bibern im Herbst Zweige und Äste zwischengelagert. Wenn die Teichoberfläche gefriert, kann der Biber die gelagerten Äste unter dem Eis erreichen und sich von der Rinde ernähren.
Der Biber verwendet beim Abholzen eine „Sanduhrtechnik“; dabei wird das Holz in Form einer Sanduhr benagt, bis der Baum fällt. Je nach Härte des Holzes kann ein Biber in einer Nacht einen bis zu 50 cm dicken Baum fällen. Im Biberrevier befinden sich in der Regel zwei bis vier Wohnbaue unterschiedlichster Form. Der Eingang zum Wohnkessel ist immer unter dem Wasserspiegel, der Wohnkessel selbst liegt über dem Wasser. Der Wohnraum im Inneren kann einen Durchmesser bis zu 120 cm und eine Höhe bis zu 60 cm erreichen. Ist die Uferböschung steil genug, gräbt sich der Biber eine Höhle hinein und vernetzt sie mit sogenannten Biberröhren. Das können Fressröhren, Fluchtröhren und Spielröhren sein. Befindet sich im Biberdamm oder in einem inselartigen, vollständig von Wasser umgebenen Bauwerk aus geeignetem Baumaterial ein Wohnbau, spricht man von einer Biberburg. Fällt der Wasserstand und der Wohnbau wird trocken, wird er verlassen, da dann Feinde erleichterten Zugang haben. Biber sind für ihre Dammbauten bekannt, mit denen sie Bäche aufstauen und sogar künstliche Teiche an legen. Der Damm trägt primär dazu bei, einen Wasserstand über dem Eingang zum Wohnbau von möglichst 60 cm und einen sichernden Wasserbereich um die Burg herum zu gewährleisten. Biberdämme in fließenden Gewässern sind bei starken Regenfällen bedroht, fortgerissen zu werden. Biber können deshalb ihren Damm öffnen, um Hochwasser rascher ablaufen zu lassen und ihren Damm so zu schützen. Damit regulieren sie den Wasserstand ihres Gewässerbereichs und ermöglichen so, dass auch empfindliche Wasserpflanzen im Teich gedeihen, welche dem Biber dann als Nahrung dienen können. Biberdämme bedürfen in Fließgewässern ständiger Aufwendungen. Luchs, Wolf und Bär zählten früher zu den natürlichen Feinden des Bibers. Gefahr geht heute am ehesten von wildernden Hunden aus. Betrachtet man den Lebensraum des Bibers genauer, so wird deutlich, dass Probleme im wesentlichen dort auftreten, wo der Mensch durch die Landnutzung zu stark in die Natur eingegriffen hat. Diese Eingriffe treffen nicht nur den Biber. Sie beeinträchtigen auch häufig die Lebensgemeinschaft anderer Tier- und Pflanzenarten. Dort wo der Biber ausreichend Lebensraum findet, bestehen auch günstige Voraussetzungen für die Vielfalt des Lebens im und am Wasser. Dies ist wiederum die Voraussetzung dafür, dass das Gewässer ausreichende Selbstreinigungskraft erlangt.